субота, 28. фебруар 2009.

Miroslav B. Dušanić: Bilder aus dem Körperhaus 3

Bilder aus dem Körperhaus
3

es dämmert / zorn der götter füllt meine brust / die rasierklinge dringt in die haut / taucht ein zwischen runzeln und falten / und stürmend fließt das blut / und lautlos ist der letzte ton…

Miroslav B. Dušanić




Handy-Photos (Nokia 6120 classic): Miroslav B. Dušanić - Labyrinth I - III

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schmerzhaft für geist und seele
diesen bildern zu folgen,
lieber dichter, wohin führst du mich,
in welche abgründe zerrst du mich,
lässt du mich teilhaben
am zorn des menschen gegen sich selbst,
an dieser süchtigen selbstzerstörung,
lässt mich augenzeuge, spiegelgast sein,
lässt mich das tropfen des bluts,
dunkel und blutigrot und es riecht,
hören und sehen, hören und sehen,
und das schneiden der klinge,
da hinein in gealterte haut,
es würgt mich der ekel,
was widerfährt mir, welche pein,
muss ich ertragen,
wie krank muss ich sein,
wie elend, wie aussichtslos siech
an leib und an seele,
wenn ich die klinge nehme,
wenn ich sie greife, festhalte
gierig mit daumen und zeigefinger
und schneide, den fluch auf den lippen.
jetzt werde ich den zorn der götter,
ihr blitzgewitter spüren,
jetzt, werden ihre nägel sich mir
ins innenfleisch bohren,
jetzt, werden mit hyänengebell
sie mir die seelenwände blutig schürfen,
das leben lallt noch, lallt, lallt,
und ich versinke in eisschluchten,
und spüre deine harte hand, lieber dichter,
die mich gierig mit daumen und zeigefinger
hält, und dann loslässt...

© by Gabriele Brunsch


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Der große Metaphysiker
Der große Metaphysiker
Der große Metaphysiker
Der große Metaphysiker
Der große Metaphysiker
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der große Metaphysiker
wollte keine Sterne
die ihm vor die Füße fielen
er war ihrer leid geworden

er wandte das Antlitz gen Himmel
und hob theatralisch die Arme

unzählige Sterne erzitterten
lösten sich vom Firmament
und schossen geradewegs auf ihn zu
scharfkantig und blitzend

der große Metaphysiker
kreuzte die Arme über dem Haupt...

lautlos fiel der letzte Stern

петак, 27. фебруар 2009.

Hommage an Karl Kraus: Dritte Walpurgisnacht

Gedenktafel am Geburtshaus
Dritte Walpurgisnacht
(Hommage an Karl Kraus)

Faltig und verlebt
in der Zeit
bis zum Ursprung
zurückgeschritten.

Miroslav B. Dušanić

Walpurgisnachtszene aus „Faust“

четвртак, 26. фебруар 2009.

Miroslav B. Dušanić: Gebrochene urbane Idyllen I - III





















Miroslav B. Dušanić

13 Zeilen von Gabriel García Márquez

Gabriel García Márquez


Ich mag Dich nicht weil Du bist, wer Du bist, sondern dafür wer ich bin, wenn ich mit Dir zusammen bin.

Keine Person verdient Deine Tränen, und die, die sie verdienen werden Dich nie zum Weinen bringen.

Nur weil Dich jemand nicht so liebt wie Du es Dir wünschst heißt das nicht, dass er Dich nicht mit ganzer Seele liebt.

Ein wahrer Freund ist der, der Deine Hand nimmt, aber Dein Herz berührt.

Die schlimmste Art jemanden zu vermissen ist die an seiner Seite zu sitzen und zu wissen, dass er nie zu einem gehören wird.

Höre nie auf zu lächeln, auch dann nicht, wenn Du sehr traurig bist, denn Du weißt nicht wer sich vielleicht in Dein Lächeln verliebt.

Du kannst für die Welt nur eine Person sein, aber für eine Person die ganze Welt bedeuten.

Verbringen Deine Zeit nicht mit jemandem der sie nicht mit Dir verbringen möchte.

Vielleicht möchte Gott, dass Du im Laufe Deines Lebens viele falsche Menschen kennen lernst damit Du, wenn Du die richtigen triffst, sie auch zu schätzen weißt und dankbar für sie bist.

Weine nicht, weil es vorbei ist, lache weil es überhaupt passiert ist.

Es wird immer Menschen geben, die Dich verletzen, also musst Du weiter vertrauen und nur in Zukunft vorsichtiger sein wem Du ein zweites Mal vertraust.

Werde ein besserer Mensch und vergewissere Dich zu wissen wer Du bist bevor Du jemand anderen kennen lernst und darauf wartest, dass er weiß wer Du bist.

Strenge Dich nicht so an, denn die besten Dinge passieren, wenn Du sie am wenigsten erwartest.

Gabriel García Márquez

среда, 25. фебруар 2009.

Miroslav B. Dušanić: Gedankensplitter


Gedankensplitter

alles verlor sich mit der zeit

nur sie erkenne ich noch
im schimmern
des mickrigen sternes

liebesverdurstet

Miroslav B. Dušanić


Meats Meier: Maya 7 Signature Image 
(Optic version 2) / 2005

Struktur und ihre Zwischenräume VI - IX

Handy-Photos (Nokia 6120 classic): Miroslav B. Dušanić - Struktur und ihre Zwischenräume VI - IX

понедељак, 23. фебруар 2009.

Ryszard Kapuściński

(* 4. 03. 1932 in Pińsk, heute Weißrussland; † 23. 01. 2007 in Warschau)

Mariusz Kaldowski: Ryszard Kapuściński
«Die Wirklichkeit verändert sich so rasend schnell, dass das, was du gerade schreibst, sofort zur Archäologie wird.»

Ryszard Kapuściński

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Ryszard Kapuściński war ein polnischer Reporter, Journalist und Autor. Er arbeitete seit den fünfziger Jahren als Auslandskorrespondent und wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.

недеља, 22. фебруар 2009.

Miroslav B. Dušanić: Was haben Sie aus mir gemacht Herr Borges?


Was haben Sie aus mir gemacht Herr Borges?
/Der Blinde sieht am besten./

Der Satz „the blind man sees best“ verfolgt mich schon
längst, ich höre ihn so oft von allen Seiten, man flüstert
ihn fast alltäglich in meine Ohren in allen erdenklichen
Varianten und mir erkennbaren Sprachen…

Miroslav B. Dušanić

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Blind

Ich sehe die Weite, die Nähe, die Klarheit, das Schimmern, das Geben, das Nehmen, das Schreien und Wimmern, echte Wärme und Kälte, das Rennen, das Bleiben, das Atmen, das Weinen, das Lachen, das Fühlen, das Leben, das Sterben, den Sinn und den Unsinn, das Trinken und Essen, das Bitter, das Süße, die Liebe, den Hass, das Glitschige, Raue, das Trocken, das Nass, die Stille, den Wind...
...und weiter und weiter kann ich sehen das alles --

wenn meine Augen geschlossen sind.

Fabian Tietz

Schließe die Augen
Begebe mich an den Ort
Atme ihn tief ein
~
Lasse die Welt sich drehen
Hier allein bin ich daheim

© by syntaxia


Kürzlich kam ich ins Gespräch mit einem Architekten und Maler, einem Herrn, der in einigen Tagen 80 Jahre wird... Ich bemerkte erstaunt, dass er keine Brille trage. Er antwortete: "Was ich sehen will, sehe ich sehr gut ohne Brille!"

© by Claudia Jo


wo sehen sie hin

wo sehen sie hin
die blinden?
augen?
blicke?
was geht? es
uns?
an?

die introspektion
als instimste
der ein
sichten
geht weder die
sehenden noch
die anderen blinden
etwas an

wo sehen
wir hin mit
offenen augen
sind wir so oft
blinder als
die die nicht
sehen können

wischen lider
über pupillen
die sehen
oder nicht
aufundabundaufundab
schlag um wimpernschlag
traumverloren(e)
dreamscapes

Beatrix Brockman

Mercedes Varela, Cartel de la Exposición: "Borges en la Biblioteca Nacional de Buenos Aires"

Era tanta a luz
o poeta arraca os olhos
para ver melhor.

José Carlos Brandão

Мирослав Б. Душанић: Три сна (19. – 21. фебруар 2009)

Heinrich Zille - Berlin N, Gerichtsstraße (1919)

три сна  
(19. - 21. фебруар 2009)

видио сам жену
недостајали су јој предњи зуби
дала ми је гитару
налик дунавским чуновима

давно умрли пријатељ
носи у рукама
необично велик новац

низ поље скоро непримјетно
клизи маглена пара
одвлачећи моју сјенку

Мирослав Б. Душанић

субота, 21. фебруар 2009.

Miroslav B. Dušanić: Schlicht

© by Angelika Demel

Schlicht

ich bin nur ein Strich
in der Wüste

ich befürchte im Weiß
zu verbleichen

Miroslav B. Dušanić

Miroslav B. Dušanić: Der Fremde in mir


Der Fremde in mir

Er belästigt mich immer mehr, ganz scharf stellt seinen Fokus, genau hinschaut und lauscht, dann exakt beschreibt mit welchen Dingen ich mich umgebe und wie ich mich fühle…

…und das gelingt ihm.

Miroslav B. Dušanić

четвртак, 19. фебруар 2009.

Miroslav B. Dušanić: Unterwegs 28



Unterwegs 28

faltig und verlebt tief in der Nacht mit Staub bedeckt
faltig und verlebt
                        i
                     e
                   f in der Nacht mit Staub bedeckt
faltig und verlebt
                        i
                     e
                   f in der Nacht
mit Staub bedeckt
faltig und verlebt
t
  i
    e
      f
in der Nacht
mit Staub bedeckt

Miroslav B. Dušanić 

среда, 18. фебруар 2009.

Miroslav B. Dušanić: Wort-sammler

© by Karyl Dokos - Language arts
Wort-sammler

auf-atmend aus-
gegangen

nach einem rat-
losen

welt-rund-gang

- verwundet
von der leugnung

seines wortes
kehrte
als verwandelt

und wurde dicht-er

Miroslav B. Dušanić

понедељак, 16. фебруар 2009.

Miroslav B. Dušanić: L'Ange de la mort

McLeod - L'Ange de la mort (1919)

L'Ange de la mort

Fort und fort und fort und so fort
von Ort zuM Ort von Ort zuM Ort
Madame la Mort Madame la Mort
Oft wechselt sie das KLeid sogar
oft macht sich DaMit UnSichtbar

Miroslav B. Dušanić

субота, 14. фебруар 2009.

Ohnmacht

Miroslav B. Dušanić: Ohnmacht
Das dreht sich
Delta über Epsilon
dreht sich
im Nichtstun Lohn
und dreht sich
beißt hinein mit Hohn
im Drehmoment
backbone to bone
Gelenk gedreht
kein Ton
dreht sich
in sich davon
Drehorgelmänner
polyphon
zur nie gedrehten
Rotation

© by SuMuze

среда, 11. фебруар 2009.

Miroslav B. Dušanić: Also liebte...

The Dancer*2nd Act-III © by Maria Flores
Also liebte...

als alle knospen sprangen
da waren die blüten da -
die feinen
die reinen
so schwand all mein leid
und weh

an mein herz
drückte sie fest ihr herz

in wunderbar süßer stunde
stand im stillen
mondenschein

unbeweglich

blühte
und glühte
und leuchtete
und schwebte wie engelein

sie liebte mich - sie liebte mich nicht
und noch viel länger liebte sie mich

Miroslav B. Dušanić

понедељак, 9. фебруар 2009.

Gabriele Brunsch: haben oder sein

© by Phil Lewis Art
haben oder sein

heute rief mich eine cousine an und fragte,
wie ich mich fühlte,
ich sagte, ich fühle mich sehr gut, und lachte.
das machte sie unruhig,
wie kannst du dich denn ruhig fühlen,
bei allem, was du erlebt hast?
ich antwortete, genau deshalb,
weil ich es erlebt habe, verstehst du?
ich weiß, was heiß ist und kalt,
ich kenne den hass und die liebe,
ich kenne die rachsucht und das wohlwollen,
ich kenne das lächeln und die fratze,
ich kenne den übermut und die bescheidenheit,
ich kenne den überfluss und die kargheit,
ich kenne das licht und das dunkel,
den erdigen duft des frühlings
und den süßen geruch vom herbst.
und den von der schneeluft auch,
die nach dem eisregen kommt...
ich kenne die glut,
deren schlieren auf dem asphalt
zu einer blaugelben fata morgana werden,
die einen wassertanz tanzt
nach der musik des sommers,
bis dir der atem stockt
und du meinst du wirst aufhören zu sein...
jetzt freue ich mich über deinen anruf,
sagte ich, nachher werde ich
einige nachrichtenclips von reuters,
cnn und bbc anschauen,
mich über den stand der welt informieren,
ereigniswelten - die welt meiner wahl...
noch sind wir im jetzt,
noch haben sie nicht
orwells sperrklausel gesetzt,
aber lang ist es nicht mehr,
(ich arbeite drum kann ich leben,
was für ein satz)
lass doch mal alle vermeintlich betrogenen
loslaufen und ihr recht einfordern –
mord und todschlag wird es geben –
schrie die unke und packte ihre erfahrung
beim schopf und lachte...
gleich werde ich mir mein buch
über die quantenmechanik
und ihre auswirkung
auf unsere moderne welt reinziehen
und zum wiederholten mal über
schrödingers katze nachdenken,
die in einer kiste hockt und
entweder lebt oder nicht,
wenn ich sie aufmach, die kiste,
so ein scheiß.
bei mir lebt sie immer,
bei mir ist sie vital, weil ich das so will!
versteht Ihr das endlich?
(ich hätte sie nicht reingetan, meine katze,
in schrödingers experiment,
niemals, niemals, niemals!)
ich liebe doch meine katze, was soll das...
so geht die logik dahin
mit einem experiment, das, von in quanten
dahin springenden teilchen abhängt,
die meine wohlige gegenwart befremden
und mir rein experimentell
meine katze bedrohen,
so geht das nicht, Dr. S.!
reinstecken, aussetzen, da liegt sie dann,
die arme logik, im kasten drin.
macht er ihn auf... was ist dann...
ist es dann aus und vorbei mit der logik?
oder verflüchtigt sich alles
was logisch erscheint und ist weg?
doch spaß beiseite:
nachher füttere ich
meine katze und schaue
zum fenster hinaus und
lausche dem wilden spiel der kinder,
den kindern der nachbarn,
und sie werden die sein,
die irgendwann lauschen,
und still werden, wenn’s abend wird...
jetzt schwirren sie aber
wie nicht ortbare teilchen herum,
deren bewegung keiner fesseln kann,
so wie der wind und der duft,
der nicht vorhersehbar ist
und genauso wirr und nicht greifbar ist,
wie der unerklärliche augenblick,
den niemand mathematisch erfassen kann...
(denn die welt ist schrödingers kiste)
wenn im gewölbe dieser welt,
dort, wo es nach leben duftet,
ein klang entsteht...

Gabriele Brunsch

© by Scott Gellatly - Cloud Formation II
Dasein

Und wenn ich in die Welt hin schaue,
fürchte mich und mir wird bang,
und wenn ich dann mich wieder fühle,
fasse mich und nehm mir Mut,
und wenn ich auf der Erde stehe,
strecke mich und mach mich lang,
und wenn ich nach den Tönen lausche,
dehne mich, bin auf der Hut,
und wenn ich nach den Düften rieche,
atme mich auf jeder Spur,
und wenn ich in mir Herzschlag ahne,
im Lebenstakt der einen Uhr...

© by SuMuze