субота, 21. јун 2008.

Miroslav B. Dušanić: Copyright als gezwungene Selbstoffenbarung

Juan Genovés - El Lugar y el Tiempo (Place and Time)
/© by © 2008 Artists Rights Society (ARS), New York/ VEGAP, Madrid/

Copyright als gezwungene Selbstoffenbarung

Copyright auf literarische Texte erweist sich immer mehr als dürftig.

Die Inspirationsquellen sind frei.
Die künstlerische Einbildungskraft ist auch frei.
Insofern müssen Autoren nicht unbedingt
die Quellen ihrer Einbildungskraft nennen.

Wenn sie mixen und zitieren, remixen und imitieren,
wenn sie sich „lesend (gegenseitig) inspirieren“...
dadurch völlig neuentstandene Werke sollte man und
dürfte man, nicht mehr als Plagiate bezeichnen.

Copyright verbietet Vielseitigkeit und Kreativität.

Als Beispiel: Unsere Literatur im Netz

Alltäglich sind wir konfrontiert mit sogenannten „fremden,
geistigen Spracharbeiten“
(in Blogs, Autorenseiten, Literaturplattformen...).
Sie lassen uns entweder unberührt - sie sind dann für uns wertlos - oder sie wecken die Gefühle bei uns auf:
von Trauer, Freude, Wut usw.

Werke, die unseren Denkbewegungsmechanismus in Lauf setzen
und uns „auffordern“, kreativ zu sein um „Neues zu produzieren“,
nur sie sind wertvoll. Sie sind mehr oder weniger gut und schön.
Sie sind mehr oder weniger einmalig.

Genauso einmalig sind auch „daraus neugeschaffene Spracharbeiten“.

Miroslav B. Dušanić
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P. S.
SchriftstellerIn sein, heißt, zu wissen, dass es neben, vor und nach einem Menschen gibt, die ebenfalls schreiben.
Raymond Queneau 

Raymond Queneau (1909 - 1976):
Surrealist, Romancier, Poet, Cineast und Kritiker;
Gründungsmitglied der legendären Gruppe Oulipo

5 коментара:

Анониман је рекао...

Guten Morgen, Miro,
ich glaube, es ist vermessen zu glauben, man könne als eine Art Kaspar Hauser gelebt haben, um dann vor Kreativität nur so überzusprudeln, um der Welt noch nie Dagewesenes zu präsentieren...
Vielleicht ist dem Schreibenden nicht bewusst, was ihn treibt, was ihn angestößt... aber es ist nie das Nichts.
LG
Claudia Jo.

Миррослав Б Душанић је рекао...

Jeder Künstler meint, etwas Neues zu machen, und er hat recht, denn abgesehen von der geschichtlichen Entwicklung, die wir über Jahre weg bis zu unserem Tod ja immer weiter provisorisch rekonstruieren, gibt es eine Entwicklungsgeschichte der eigenen Vorstellungen, in der banalste Einsichten zuerst einmal sensationell wirken.
- Thomas Raab

Анониман је рекао...

Alles richtig in meinen Augen, doch nun zur Gretchenfrage: meinst Du damit, man dürfe wörtlich einen Text, der länger ist als eine Metapher o.ä., übernehmen, ohne zu zitieren?

Миррослав Б Душанић је рекао...

Hallo Bjørn,

Die Sprache ist unser Allgemeingut. Bei der/für die Entwicklung einer Sprache tragen wir alle mit
- wir alle (mehr oder weniger bewusst, geschickt, sachberechtigt usw.) leisten unsere Beiträge,
und niemand darf für bestimmte Wortkonstruktionen/bzw. -konstellationen den Monopol besitzen.
Insbesondere nicht, wenn „neu entstandener Text“ keine (thematische) Gemeinsamkeiten vorweist.
Etwas längere (unveränderte, wörtlich zitierte) Passus aus einem Werk (bei dem Gedicht z. B.
ganze Strophe oder mehr als drei Verse) werde ich immer nur mit Quellenverzeichnis veröffentlichen.

@miro

Анониман је рекао...

Ich sehe es zwiespältig.
Natürlich sind viele Formulierungen alltäglicher Sprachgebrauch und auf allgemein gebräuchliche Worte kann niemand ein Copyright legen.
Und doch - es gibt Formulierungen, die ungewöhnlich sind - sei es als Wortneuschöpfung oder in der Art ihrer Zusammenstellung, in der sie einen ganz eigenen, neuen Sinn ergeben.

Solche Wendungen, meine ich, müssen auch weiterhin als schützenswert erachtet werden.

Sonst würde Sprache, würde Lyrik zumal, allzu beliebig. Wo bliebe das Besondere, Anrührende - das überraschende Moment in einem Text, wo das unverwechselbar Eigene eines Dichters oder Schreibers - wenn jede/r jedewede Formulierung übernehmen und als eigenes verwenden dürfte?

Und ich denke auch nicht, dass das Copyright die Kreativität einschränkt. Im Gegenteil. Dadurch, dass ich das Recht am Wort eines anderes respektiere bin ich aufgefordert, angeregt, meine eigenen Worte zu suchen und zu finden. Selbst kreativ zu werden, anstatt die Kreativität anderer zu reproduzieren.

Wenn mir Formulierungen oder Wortwendungen eines anderen gut gefallen, frage ich nach, wenn ich sie in eigenen Texten verwenden möchte.
Ich halte das nur für fair, dadurch die geistige Leistung des anderen zu honorieren, indem ich darauf verweise.

Liebe Grüße,
Kathrin